Die Gruppe im Quantensee

Im ersten Teil unseres Blogs zum Thema Quantenphysik und die Arbeit mit Gruppen haben wir die Grundlagen der Quantenphysik und deren wichtigste Phänomene beschrieben.

Wir hoffen, dass viele LeserInnen drangeblieben sind und sich durch diese neue Theorie gekämpft haben. Eine gewisse Hartnäckigkeit in der Auseinandersetzung damit ist jedenfalls lohnend, da so neue Wahrnehmungs- und Interpretationsmöglichkeiten von Problem-Situationen entstehen, welche auch neue Lösungen im Arbeitsalltag ermöglichen.

Gruppenarbeit

In unserer folgenden Betrachtung werden wir Gruppen als soziale Systeme verstehen, in Abgrenzung von Gruppen, die sich durch gewisse Gemeinsamkeiten definieren. Für Gruppen, die sich als soziale Systeme verstehen, ist die innere Bezogenheit ihrer Mitglieder eine grundlegende Voraussetzung (Edding & Schattenhofer, 2015).

Eine Gruppe besteht aus mindestens drei, bis maximal 14  Mitgliedern. Darüber hinaus spricht man von einer Großgruppe. Die Gruppe hat eine gemeinsame Aufgabe oder ein gemeinsames Ziel. In Abgrenzung zum Team besteht aber keine gegenseitige Zielabhängigkeit, d.h. dass ein Team das Ziel nur gemeinsam erreichen kann. Die Gruppe besteht bereits eine gewisse Zeit und hatte die Möglichkeit der persönlichen Kommunikation, so dass nicht nur verbale Signale, sondern auch alle möglichen non-verbalen Signale gegenseitig aufgenommen werden konnten. Dadurch kommt es in der Regel zu einem „Wir“-Gefühl der Gruppenzugehörigkeit und des Gruppenzusammenhalts. Ein System gemeinsamer Werte und Normen dient als Grundlage der Kommunikations- und Interaktionsprozesse in einem Geflecht sozialer Rollen, die auf das Gruppenziel ausgerichtet sind (König & Schattenhofer, 2018).

Arbeitet man als Führungskraft (FK von hier an) mit einer Gruppe, so kann man die verborgenen Gedanken, Wünsche, Vorstellungen, die die einzelnen Gruppenmitglieder teilweise im Unbewussten beeinflussen mit dem Amplitudenraum der QP identifizieren. Dort stellt er den Raum der Potenzialitäten (RdPot von hier an) dar. Auch bei der Gruppe stellt er den Raum der Potenzialitäten dar. In der QP kann sich jede Potentialität mit einer anderen überlagern und eine neue Potenzialität ergeben. Auch dieses Bild lässt sich in die Gruppe übertragen. Der RdPot der Gruppe setzt sich zusammen aus den Potenzialitäten der einzelnen Gruppenmitgliedern, plus aller Kombinationen von Gruppenmitgliedern, plus emergenter Potentialitäten, die sich aufgrund von Interaktionen derselbigen ergeben. Was man aus dieser Analogie dann sofort sieht, ist, dass der Gruppe nicht einfach nur die Summe der Potentialitäten der einzelnen Gruppenmitglieder zur Verfügung stehen, sondern eben auch alle möglichen Kombinationen, die sich gegenseitig beeinflussen bzw. befruchten, und darüber hinaus emergente, die sich durch die Interaktion zwischen den Gruppenmitgliedern ergeben. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teil. Ja man sollte eher sagen, das Ganze ist soviel mehr als die Summe seiner Teile. Dieses Ganze steht jeder FK zur Gestaltung zur Verfügung, wenn sie es denn aus der Gruppe hervorbringen möchte und unterstützen kann.

Eine Gruppe kann nun prinzipiell mit dieser Mannigfaltigkeit von Möglichkeiten arbeiten – auch wenn sie zunächst nur unbewusst vorhanden sind. Geeignete hypnosystemische Methoden erlauben diese Möglichkeiten anzusprechen und diese hervorzubringen. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Arbeit nur bei physikalischer Präsenz der Gruppenmitglieder in einem Raum wirklich erfolgreich umgesetzt werden kann. Mit virtueller hypnotischer Arbeit, die uns aufgrund von Corona auferzwungen wird, gibt es noch keine Erfahrungen.

Die tatsächlichen Geschehnisse, die in der Gruppe ablaufen, sind dagegen mit dem Intensitätsraum zu vergleichen. Alles was geschehen ist und was geschehen wird, ist auf ihn abzubilden. Der Raum der Geschehnisse (RdGes von hier an) von Gruppen setzt sich zusammen aus den Geschehnissen, die jedes Mitglied alleinig betreffen, plus aller Geschehnisse, die jegliche Kombinationen von Gruppenmitgliedern (inklusive der ganzen Gruppe) betreffen, plus den überraschenden Ausdrücken der kohärenten Überlagerungen, den Interferenzen, die Neuartiges im Gruppenverband hervorrufen.

Möglicher Nutzen der Analogie mit der QP

Natürlich handelt es sich hier um keine wissenschaftliche Studie, die einwandfreie, belastbare Aussagen liefert, aber der Leser kann für seine Zwecke durchaus neue Beobachtungspunkte entdecken und in der Arbeit mit Gruppen auch anwenden.

Zunächst kann mit dem RdPot gearbeitet werden, um innerhalb der Gruppe Kohärenz zu erzeugen und aus dieser Kohärenz neuartiges Gruppenverhalten zu beobachten. Kohärenz bedeutet dabei, dass sich die Gedanken, Wünsche, Vorstellungen der Mitglieder ausrichten und sich dann in der weiteren Entwicklung nur wenig voneinander entfernen. Ausdrücken sollte sich das als eine relativ abgestimmte Gruppe, die wenig Reibung in der Dynamik zeigt, dagegen aber extrem schnell in der Erledigung einer bestimmten – mit dem Kohärenzzustand verwandten – Aufgabe ist und durch das Unbewusste überraschende neue Sichten entwickelt. Ein solcher Zustand kann eventuell über Gruppenmeditation erreicht werden oder über geeignete unaufdringliche Stimulation, womöglich in Form einer Trancearbeit. Solange der Kohärenzzustand anhält, sollte die Gruppenarbeit sich effizient darstellen* und kann manchmal überraschende Ergebnisse für Gruppenmitglieder und Beobachter hervorbringen.

Anzumerken ist, dass sich die Kohärenz nicht notwendig über die gesamte Gruppe erstrecken muss. Es ist vorstellbar, dass Teile der Mitglieder der Gruppe in der Lage waren in einen kohärenten Zustand zu kommen, wohingegen das anderen nicht gelungen ist. Wie in der QP sind Kohärenzen anfällig gegenüber Störungen, insbesondere gegenüber Störungen von außen. Teilkohärenzen könnten daher sehr schnell verschwinden, da die äußere Störung von innerhalb der Gruppe kommt.

In der QP verschwindet Kohärenz, sobald es Wechselwirkung mit der äußeren, nicht zum kohärenten Teil gehörenden Welt gibt. Allerdings kann man auch beobachten, dass je geringer die Energie wird, mit der die Wechselwirkung vonstattengeht, desto eher bleibt die Kohärenz erhalten.

Das ist nicht anders bei Gruppen. Interventionen bilden die Wechselwirkungen. Beobachtung ist eine permanente unbeabsichtigte Intervention und sollte bei solchen Arbeiten mit Gruppen sehr gefühlvoll vorgenommen werden, um das was entsteht oder entstehen kann nicht zu unterdrücken. Je geringer die Energie ist mit der Beobachtung erfolgt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit kohärente Zustände von Gruppen nicht zu stören. Je geringer die Energie der Wechselwirkung, desto ungestörter entwickelt sich das System Gruppe und desto eher sind alle Potenzialitäten in ihrer Umsetzung als Geschehnisse beobachtbar.

Führungskräfte sind daher gut beraten sich zu überlegen mit welcher Energie sie in die Gruppe hineingehen. Viel Energie wird ratsam sein, wenn die Arbeit der Gruppe sich nicht deckt mit den Zielen der Firma. Wenig Energie und sanfte Interaktion sollte man dagegen aufwenden, wenn der Kurs der Gruppe der richtige ist und sich erste Ergebnisse zeigen. Eine starke Intervention der FK in einer solchen Situation mag durchaus einen negativen Effekt haben.

Kohärente Gruppen können aufgrund von Interferenzen Neuartiges und Überraschendes hervorbringen. Ihre Potenzialitäten verstärken bestimmte Geschehnisse und nehmen andere zurück (das entspricht dem Interferenzmustern).

Eine beabsichtigte Intervention einer FK überhöht in der Regel eine Potenzialität und versucht festzustellen, was dabei herauskommen kann, welche Geschehnisse aufgrund des Befolgens, der Abarbeitung der Intervention Realität werden könnten. Die positive oder negative Beurteilung dieser resultierenden möglichen Realität durch die Gruppe zeigt an, ob man als FK eine Wiederholung der Intervention durchführt.  Hat sich ein positives Ergebnis eingestellt, liegt es an der FK mit hypnotischer Arbeit zu beginnen, damit dieses positive Bild der möglichen Realität in der Gruppe  verfestigt wird.

Die Verschränkung ist ein rein quantenphysikalisches Phänomen. Befindet sich eine Gruppe in einem Zustand der Kohärenz, dann kann man sie im Rahmen der Analogie als im Zustand der Verschränkung befindlich ansehen. Allerdings ergibt sich keine Möglichkeit daraus Neuartiges zu lernen, was nicht schon durch die Analogie der Kohärenz abgedeckt ist. Sobald die Gruppe auseinandergeht oder aus der Kohärenz geht, gibt es keine Verschränkung mehr – kann es keine mehr geben.

Ein interessanter Punkt ist noch die Nichtbeobachtung. Sowie die Beobachtung ihre Nachteile hat, hat die Nichtbeobachtung ihre Vorteile, die man sich aber vielleicht als FK nicht so vergegenwärtigt. In der Zeit der Nichtbeobachtung steht der Gruppe alle Potenzialität zu weiteren Entwicklung zur Verfügung. Besonders im Zustand der Kohärenz kann das zur Folge haben, dass sich die Gruppe beim Wiedereinsetzen der Beobachtung ganz woanders befindet, als man es sich als FK vorgestellt hat. Man kann diese Entwicklung auf keinen Fall deterministisch vorhersagen. Unterschiedliche Möglichkeiten werden mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten eintreten. Prinzipiell ist es jedoch wie in der QP, man kann nur mehr noch Wahrscheinlichkeitsaussagen über den Zustand treffen, in dem man die Gruppe bei der Wiederaufnahme der Beobachtung antrifft. – Eigentlich nehmen wir Führungskräfte immer an, dass Gruppen genau das tun was man ihnen aufträgt, nicht wahr?

Ein guter Rat wäre hier für FK die Arbeit der Gruppe nach Möglichkeit nie aus der Sicht zu verlieren, aber jede Interaktion – solange sich die Gruppe auf dem richtigen Weg befindet – mit bewusst geringer eigener Energie zu führen. Umgekehrt wenn sich die Gruppe auf dem falschen Weg befindet ist gerade eine starke Intervention mit gehöriger Energie notwendig, um einen Erfolg zu erreichen.

 

Wenn auch Sie, die Arbeit mit Ihrem Team verbessern und entdecken wollen, welcher Raum der Potenzialitäten Ihrem Team zur Verfügung steht, treten Sie mit uns in Kontakt! Wir freuen uns auf Ihre Beobachtung!

Unser Office ist MO-FR von 09:00 bis 17:00 Uhr für Sie da.
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Literaturverzeichnis

Edding, C., & Schattenhofer, K. (Hrsg.). (2015). Handbuch - Alles über Gruppen (2. Ausg.). Weinheim: Beltz Verlag .

Fleischer, W. (2020). Der Quantenlehrling (1. Ausg.). Wien: Eigenverlag.

König, O., & Schattenhofer, K. (2018). EInführung in die Gruppendynamik (9. Ausg.). Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.

Raymer, M. G. (2017). Quantum Physics (1. Ausg.). Oxford - UK: Oxford University Press.

 

Die Arbeit mit Gruppen wird im Licht der Quantenphysik beleuchtet. Die Aufmerksamkeit für bestimmte Phänomene in der Arbeit mit Gruppen soll dadurch geschärft werden.

 

* Vielleicht kann man das als einen „Flowzustand“ von Gruppen sehen.