Leadership | Wahre Leader brauchen … Charisma

Wahre Leader brauchen Charisma. Wie entsteht es, wie kann es gefördert werden?

Im Grunde genommen ist echtes Charisma ein Gottesgeschenk. Nur  wenigen Menschen wird dieses jedoch zuteil. Die weitaus härtere Variante ist es, sich Charisma durch intensive Selbstreflexion anzueignen. Das bedeutet, sich selbst gut beobachten zu können, die eigenen Schattenseiten zu erkennen und zu integrieren. Man kann dies lernen, indem man entweder das Glück hat, es von den eigenen Eltern bzw. anderen wichtigen Vorbildern vorgelebt bekommen zu haben. Oder man ist irgendwann an einem gewissen Punkt des Lebens angekommen, an dem man durch sehr hohen Leidensdruck oder Sinn-Leere erkennt, dass man so nicht weitermachen kann und sich nun etwas ändern muss. Das bedeutet, das eigene Scheitern zu erkennen, Selbstverantwortung für das Leben zu übernehmen und alle Beschwerden an das Umfeld einzustellen. Manchen gelingt dies, andere schaffen diesen Schritt jedoch nie. Diese führen dann ein unzufriedenes Leben, erleben in den unterschiedlichsten Kontexten immer wieder die gleichen Muster und können dennoch keine Erkenntnisse daraus ziehen. Diejenigen, die jedoch den Mut, die Kraft und auch die Geduld haben, diesen schweren Weg der Selbsterkenntnis zu gehen, werden mit wahrhaftem Charisma belohnt werden.   

Geben Sie mir eine Definition: Charisma – bei Führungskräften – ist:

Charisma gibt es in den verschiedensten Ausprägungsformen. Vermeintlich charismatische Menschen beschreibt man hinlänglich als selbstbewusste, visionäre, leidenschaftliche, überzeugende, hartnäckige Menschen. Diese Persönlichkeiten „erscheinen“ und sind der Mittelpunkt jeder Gesellschaft. Wir glauben jedoch nicht, dass dies  wirklich charismatische Menschen sind. Diese sind eher narzisstische geprägte Menschen, die im ersten Moment als äußerst charismatisch erscheinen. Da prinzipiell jeder Mensch nach Sicherheit und Balance in seinem Leben strebt, wird es immer genug Menschen geben, die solchen Persönlichkeiten folgen. Sie geben mit ihren Visionen, Mut und Stärke anderen Menschen Orientierung, die oft so bitter fehlt. Die Frage ist jedoch, wie lange hält dieser Schein, die Verführung an? Oftmals entpuppen sich nämlich die großen Visionen als Illusionen.

Der wahrhaft charismatische Mensch ist unserer Meinung nach bescheiden - ohne aufzufallen. Er ruht so in sich, dass er in der Menge nicht auffallen muss, um sich selbst bestätigt zu fühlen. Wo der narzisstisch geprägte – vermeintlich charismatische Mensch – leidenschaftlich ist, ist der wahrhaft charismatische Mensch engagiert. Anstelle von hartnäckig, ist er entschlossen. Anstelle von selbstbewusst und potent ist er sicher. Anstelle von „illusionär“ ist er zielorientiert und visionär, anstelle von beschützend ist er sorgend, anstelle von kontrollierend ist er organisiert.... Die Unterschiede sind sehr subtil und fein. Wirklich charismatische Menschen sind äußerst empathisch und finden damit sehr schnell Zugang zu anderen. Sie spüren den anderen, ohne sich selbst zu vergessen und können so, verbal sehr geschickt – anstelle wortgewaltig und expressiv – im Fluss mit den Mitarbeitern die angestrebten Ziele verwirklichen.

 

Für wahre Leadership ist Charisma allein noch nicht ausreichend. Welche Eigenschaften muss ein Leader noch mitbringen?

Nur dem vermeintlich charismatischen Menschen fehlt es als Leader an wichtigen Eigenschaften. Sind in Krisenfälle oder bei der Sanierung von Unternehmen narzisstisch geprägte Leader durchaus erfolgreich, werden sie nach der Krise oft versagen. Dann fehlt es ihnen nämlich an ausreichender Empathie für die Mitarbeiter, sie können anderen gegenüber abwertend und rücksichtslos werden. Sie lassen diese im Stich, indem sie nur Lösungen hören wollen, anstatt von Problemen. Diese Leader sollten nach der erfolgreichen Veränderung das Unternehmen verlassen. So könnten sie zu Helden werden anstatt zu Exekutoren.

Der wahrlich charismatische Mensch hat jedoch alles, was wahre Leadership ausmacht. Neugier, Offenheit, Empathie, Klarheit, Durchsetzungskraft, Ausdauer, Hilfsbereitschaft und hohe Ambiguitätstoleranz zeichnen ihn aus.

 

Purpose für Mitarbeiter | Sinnstiftung als Führungs-Aufgabe?

Mitarbeiter-Motivation ist Führungsaufgabe. Doch ist es auch Aufgabe der Führungskraft, den Purpose (den Sinn im Job) für den einzelnen Mitarbeiter zu finden / zu kommunizieren / zu stärken?

Motivation ist eine Eigenleistung des Individuums. Genauso muss auch jeder Mensch seinen eigenen Sinn im Leben oder in seinem Arbeitsumfeld finden. Diese Aufgabe kann an niemanden abgegeben werden. Viele versuchen jedoch genau das, da sie sich mit ihren eigenen Zielen im Leben oder ihren eigenen Werten nie wirklich bewusst auseinander gesetzt haben. Dies birgt die Gefahr zu erkennen, dass man momentan auf einem sehr „sinn-losen“ Weg ist und man eigentlich etwas verändern müsste, was meisten sehr unbequem ist.

Was wir jedoch als die Aufgabe der Führungskraft sehen, ist eine Plattform dafür zu bieten, dass eine Reflexion darüber stattfinden kann. Es können von ihr Angebote gemacht werden, Informationen über das große Ganze zur Verfügung gestellt werden, in dem sich der einzelne Mitarbeiter als ein Teil davon erkennen kann. Die Führungskraft kann laufend Feedback geben und darüber informieren, was fehlen würde, wenn es diesen Mitarbeiter nicht gäbe.

Dies sehen wir als sehr wichtige Führungsaufgaben. Was davon der Mitarbeiter annimmt, was er daraus macht und wie er es zu seiner eigenen Sinnstiftung nutzt, ist eine andere Geschichte.

 

Welche Strategien oder Maßnahmen können Führungskräfte setzen bzgl. Sinnstiftung für Mitarbeiter?

Führungskräfte könnten ihren Mitarbeitern verschiedene Formate anbieten, wo Reflexionen möglich sind. In jährlichen Teamworkshops und Großgruppenveranstaltungen könnten die großen Zielrichtungen abgestimmt und besprochen werden. Hierbei sollte es zu einem Abgleich der Bilder der einzelnen kommen, um gemeinschaftlich in die gleiche Richtung zu gehen. In regelmäßigen Mitarbeitergesprächen könnten die persönlichen Werte der Mitarbeiter reflektiert und in den Zusammenhang mit dem Arbeitskontext gebracht werden. Die Führungskraft könnte ihren eigenen Sinn und ihr eigenes „Wozu“ zur Verfügung stellen.

Schließlich sollte die Führungskraft die eigenen Mitarbeiter auch dazu anleiten, diese Reflexionen wiederum mit deren Mitarbeitern zu machen, sodass am Ende des Tages eine sinnstiftende Unternehmenskultur entsteht, in der jeder Mitarbeiter seinen Teil am großen Ganzen erkennt, zu dem er seinen Beitrag leistet. Nur so bleiben die Mitarbeiter motiviert dabei. Nur so sind Erfolge und wahre Weiterentwicklungen des Unternehmens möglich. Ohne diese Maßnahmen besteht die Gefahr, dass die Mitarbeiter nur deswegen bleiben, weil sie Geld verdienen müssen. Mit derartig (nicht) motivierten Mitarbeitern sind wahrlich keine großen Sprünge möglich.